Drinnen & Draußen - das Wasserrad-Projekt der Kita St. Elisabeth

Die Kita St. Elisabeth aus Schwarzenholz hat uns im Sommer 2015 eine umfangreiche Dokumentation ihres Wasserad-Projektes zugeschickt. Wir waren von der Projektidee, der Planung und Umsetzung sehr begeistert und möchten Ihnen hier einen kleinen Einblick geben. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Kita-Leitung, den Erzieherinnen und Erziehern, Kindern, Eltern und Herrn Schon für die Bereitstellung ihrer Unterlagen und der vielen Fotos!

"Wir bauen ein Wasserrad" - ein Technikprojekt der Kita St. Elisabeth

In der Kita St. Elisabeth in Schwarzenholz läuft bereits seit zwei Jahren ein Langzeit-Projekt in den Bereichen Konstruieren, Werken, Technik, Materialkunde und Naturerfahrung. Wegen der immer knapper bemessenen Zeit von Erzieherinnen und Erziehern für solche Vorhaben und sicher auch (noch) mangelnder Kenntnisse in Handwerk und Technik wie z.B. Holz- und Metallverarbeitung, ist es gelungen, einen geeigneten Mann hierfür zu gewinnen: Hans Albert Schon. Er ist Maschinenbauschlosser, Maschinenbautechniker, Refa-Techniker und Fachkraft für Arbeitssicherheit. Er blickt auf ein mehr als 40-jähriges Berufsleben und viel Erfahrung zurück. Als Rentner möchte er sein Wissen und Können einbringen und an die nächste Generation weiter geben. Er ist Vater von zwei erwachsenen Töchtern und fünffacher Großvater.
Soweit es seine Zeit erlaubt, kommt er vormittags in die Einrichtung, um mit den angehenden Schulkindern in dem Projekt „drinnen und draußen“ zusammen zu arbeiten. In den vergangenen beiden Jahren gab es ein Traktor- und ein Holzprojekt. Jeweils 5-6 Kinder arbeiten dann zusammen mit ihm in der Lernwerkstatt.

Die Vorplanungen

Zu Beginn des Kindergartenjahres 2014/15 trafen sich die Kinder dieses Jahrganges mit Herrn Schon und besprachen, welches Projekt sie gemeinsam durchführen wollen. Sie beschlossen, ein Wasserrad zu bauen.
Zunächst erfuhren die Kinder, dass Wasserräder nicht nur eine Faszination auf uns ausüben, sondern eigentlich Energie umwandeln, so z.B. die Mechanik einer Mühle antreiben. Sie erfuhren auch, dass Windmühlen die gleiche Aufgabe erfüllen. Moderne Windräder oder Turbinen wandeln Wind oder die Fließkraft des Wassers in Strom (Energie) um. Hinter diesen Methoden der Energiegewinnung steckt eine gewisse Technik, mit der sich die Kinder dann auseinandersetzten.

Los geht's!

Mit einem Plan, den jedes Kind malte und einem Modell, das jedes Kind aus Pappe ausschnitt, bereiteten sich die Kinder auf den Bau des Wasserades vor. Dabei lernten sie mit einem Zirkel einen Kreis zu schlagen und erkannten die Besonderheit der Kreisform (Alles dreht sich um einen Punkt).
Schließlich sollte jedes Kind aus Sperrholz sein eigenes Wasserrad mit der Laubsäge aussägen. Da die Kinder mit dem Material Holz und dessen Bearbeitung wenig Erfahrung und keiner bisher eine Laubsäge benutzt hatte, wurden zunächst Grundkenntnisse in Umgang hiermit vermittelt. Das Aussägen der Schaufeln, welches nur gerade Linien waren, bot sich dazu hervorragend an. Trotzdem mussten die meisten Kinder erst einschätzen lernen, mit wieviel Kraft das Material bearbeitet werden muss und wann das Sägeblatt reißt. Es dauerte auch nicht lange und bei den ersten machte sich so etwas wie Unlust und Frust breit, da es nicht so schnell voran ging, wie sie es gerne gehabt hätten. Das Einüben der neuen Lernerfahrungen erwies sich als schwierig und auch anstrengend.
In der Projektarbeit ist dies nach der ersten Euphorie ein wohl bekanntes Phänomen und eine Projektreduktion muss vorgenommen werden. Aus pädagogischer Sicht ist diese Phase jedoch für die lernmethodische Kompetenz die Entscheidende. Denn die Frage lautet: Was lerne ich? Lerne ich gleich auf zu geben? Oder Schwierigkeiten zu umgehen oder zu vermeiden? Oder lerne ich nur kurzfristige Herausforderungen anzugehen? Oder werde ich mein Phlegma besiegen und nehme Herausforderungen an, um neue Lernerfahrungen zu machen und neue Fähigkeiten zu erwerben, Durchhaltevermögen und Leistungsbereitschaft? (Frustrationstoleranz – Resilienz)

Das Ergebnis

Dann erfolgte schließlich der Zusammenbau der Einzelteile zu einem Wasserrad!
Um die offizielle Genehmigung einzuholen, dass die Kinder ihre Wasserrädchen auf Gemeindegrund montieren dürfen, fuhr die Gruppe gemeinsam mit dem Bus zum Rathaus in Saarwellingen.
Schließlich wurden alle Eltern eingeladen und die Kinder stellten ihre Arbeit und das Erlernte vor. Im Anschluss montierten alle gemeinsam die Wasserrädchen im Weihergarten. Den Abschluss des Projektes bildete ein Ausflug zur Johann-Adams Mühle in Tholey. Dort konnten die Kinder ein echtes, großes Wasserrad bestaunen.

Erkenntnisse im Langzeitprojekt "Wasserrad"

Die Idee zum Bau eines Wasserrades kam im August 2014 aus den Reihen der Kinder und die Pläne waren zunächst recht groß. Ein richtig großes Rad wollten sie bauen! Aber im Laufe des Projektes stellte sich heraus, dass in der unmittelbaren Nähe kein geeignetes Gewässer vorhanden ist und die Frage der Finanzierung blieb ungeklärt. So mussten man sich den Gegebenheiten anpassen. Danach schrumpfte der Eifer doch etwas, zumal das Erlernen des Sägens für die Meisten mit erheblichen Schwierigkeiten einherging. Um die Weihnachtszeit stand das Projekt dann auf der Kippe, da der rechte Lernerfolg sich nicht einstellen wollte und die Ergebnisse sehr dürftig und langwierig waren. Bevor das Projekt nun ganz zu versanden drohte, entschlossen sich Hans und Isabella Schon zu einer Krisensitzung. Alle Kinder kamen zu Wort, jeder sagte seine Meinung und berichtete, wie er sich zurzeit im Projekt fühlt. Das Statement eines Kindes beeindruckte dabei sehr und war ein klares Plädoyer für das Projekt, welches alle nachdenklich machte und die Stimmung veränderte. Durch die Abänderung einiger Parameter z.B. Zusammentreffen aller vor dem Arbeitsbeginn und der Festlegung der Arbeitsteams von höchstens 5 Kindern nach den einzelnen Bedürfnissen und den Gegebenheiten des heutigen Tages (Gruppengeburtstag, Waldtage, Turntage, gemeinsames Frühstück), kam mehr Struktur in den Projektverlauf. Die Verweildauer in der Lernwerkstatt wurde auf höchstens eine Stunde festgelegt. So kam das Projekt schnell wieder in Fahrt. Zum Schluss kristallisierten sich Teams heraus, die immer wieder gerne zusammen arbeiten wollten und zu sehr guten Ergebnissen kamen. Es bildeten sich auch Gruppen, deren Interessen ganz anderer Natur waren. In diesem Zeitfenster entstand auch das passende Projektlied, was von da an zu Beginn des Vormittags gesungen wurde. Der Zusammenbau erfolgte nun recht rasant, genau wie im richtigen Leben! Den Kindern bereitete dies große Freude, da sie nun endlich erkannten, wozu die vielen Einzelteile gebraucht wurden, obwohl es ihnen sehr oft erklärt wurde.

Weitere Informationen

Haben Sie Fragen zum Projekt?

Kita St. Elisabeth
Bousstr. 7
66793 Saarwellingen-Schwarzenholz
Tel: 06838 - 2716

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